Flugmodellbau
  Der kleine UHU
 
Stand: 03.11.2021

Da ich in letzterer Zeit immer wieder Diskussionen über das Modell „Der kleine UHU“ der Fa. Graupner miterlebe, möchte ich an dieser Stelle meine Kenntnisse über dieses Modell veröffentlichen.

Vorbemerkungen:
Dass ich mich mit dem Modell etwas auskenne, beweist die Tatsache, dass ich von 1982 an, über einen Zeitraum von fast 15 Jahre, für dieses Modell bei der Luftsportjugend zuständig war, wobei mir die jeweiligen Wettbewerbsbedingungen, die Ausschreibung, die Gestaltung der Plakate, die Preisvergabe, der Pressewettbewerb, die gesamte Öffentlichkeitsarbeit der Luftsportjugend, betreffend das Modell, usw., oblagen. Ferner habe ich in dieser Zeit, damals noch in Hirzenhain, eine Dokumentation der abgelaufenen Jahre zusammengestellt, wobei ich durch verschiedene Aufrufen in Fachzeitschriften fast die gesamten Unterlagen der jeweils einzelnen Jahre, wie Ausschreibungen, Plakate, Merkblätter, Ergebnisse der Bundesausscheidung, Urkunden etc.  zusammen bekam. Diese Dokumentation, von 1956 bis 1992, befindet sich, in mehreren Ordnern, bei der Luftsportjugend. Bei den verschiedensten Veranstaltungen, wie Ausstellungen, Treffen der Deutschen Sportjugend, um nur einige zu nennen, habe ich einen Stand mit dem Thema „Der kleine UHU“ bestückt, bei dem alle bisherigen Modelle, alte Plakate, Urkunden, Ausschreibungen,. Medaillen wie auch weitere Dinge, dieses Modell betreffend, zu sehen waren. Das Modell von 1984 wurde von mir, als Sachbearbeiter „Der kleine UHU“ bei der Luftsportjugend, entworfen und zu weit über 95 %, in der Produktion, bei der Fa. Graupner, umgesetzt, Die Änderungen betrafen lediglich Details in der Fertigung.

Bezüglich der Historie des Modelles möchte ich anmerken, dass im "Haus der Luftsportjugend" in Hirzenhain kein einziger Ordner mit den früheren Unterlagen über das Modell, wie Plakate, Anschreiben, Merkblätter, Urkunden, Ergebnislisten, usw. vorhanden war. Auch in Abstellräumen waren keine älteren Unterlagen mehr vorhanden. Aber nach Aufrufen, in den 80iger Jahren, in Modellbau-Fachzeitschriften, konnten die Unterlagen fast vollständig, in mehreren Ordnern, jeweils jahresweise eingelegt, zusammengetragen werden und diese Unterlagen standen zur jederzeitigen Einsicht im Haus der Luftsportjugend zur Verfügung.

Die Modelle
Das Modell „Der kleine UHU“ wurde immer wieder neu kreiert. So kam in den Jahren 1964, 1967, 1976, 1981, 1984, 1999, 2014 und 2016 jeweils ein neuer UHU auf den Markt. Der von mir konstruierte UHU von 1984 sollte mit Erscheinen des UHU´s von 1999 vom Markt genommen werden, jedoch waren hiergegen so starke Proteste zu vernehmen, dass dieses neue Modell parallel zu dem Modell von 1984 weiterhin im Programm war. Das Modell von 1999 wurde im Jahre 2011, wegen mangelnder Nachfrage, vom Markt genommen. Das von mir konstruierte Modell von 1984 wurde weiterhin, bis zum Konkurs der Fa. Graupner im Jahre 2012, vertrieben. Dieses Modell war somit  genau 27 Jahre unverändert auf dem Markt, was für ein Flugmodell ziemlich selten ist. Die Nachfolgtefirma Graupner/SJ bzw. Graupner brachten 2014 und 2016 neue Modeolle auf den Markt.

Die hauptsächlichen Wettbewerbsregeln waren von 1956 bis 1974: 3 Starts, ab 1975 5 Starts. Ab 1956 bis 1982: Leinenlänge 50 m, maximale Flugzeit 120 Sekunden, 5 Durchgänge, ab dem Jahre 1983 habe ich die Leinenlänge auf 25 m, bei einer maximalen Flugdauer von 60 Sekunden reduziert, so konnten auch Wettbewerbe auf kleineren Flächen, bei geringen Windgeschwindigkeiten ,sogar auf größeren Sportplätzen durchgeführt werden. Diese Regeländerung stieß nicht überall auf Wohlgefallen. Die Abdrift war bei 5 m/sek Windgeschwindigkeit dann etwas über 300 m, was ein noch überschaubarer Bereich für die Jugendlichen ist.

Das Modell von 1981, mit Jedelsky - Flächen, wie auch das Modell von 1984 wurde von mir in doppelter Größe mit Original - Prospekt - Lackierung als RC - Modell gebaut und bei verschiedenen Veranstaltungen als Schauflugobjekt eingesetzt. Beide Modelle gingen durch Störungen der Fernlenkanlage, durch Absturz, verloren, das Modell von 1981 sogar in Hirzenhain, auf dem Flugplatz des Hauses der Luftsportjugend, im Beisein von  Herrn Johannes Graupner. Von diesem Modell existiert noch ein Bild, welches das Modell auf der Ausstellung "Saar Hobby" 1983 in Dillingen zeigt.

Modell von 1981 als RC - Modell in doppelter Originalgröße.

Das erste Modell des "Kleinen UHU" wurde im Februar 1956 auf der Nürnberger Spielwarenmesse vorgestellt. Somit ist für das Modell "Der kleine UHU" im Februar 2016 das 60 jähriges Jubiläum.


Modelle „Der kleine UHU“
1. Modell: 1956
2. Modell: 1964
3. Modell: 1967
4. Modell: 1976
5. Modell: 1981
6. Modell: 1984
7. Modell: 1999
Nach dem Konkurs der Fa. Graupner 2013 brachte die Fa. Graupner/SJ im Jahre 2014 ein neues Modell "Der kleine UHU" heraus.
8. Modell: 2014
9. Modell: 2016

Die hier abgebildeten Modelle, bis zum Modell von 1999, wurden von mir für die verschiedenen Ausstellungen selbst gebaut und am Stand der Luftsportjugend gezeigt. Ausnahme ist das Modell von 2014, wie auch das Modell von 2016, hier wurden mir die Bilder freundlicherweise von der Fa. Graupner/SJ zur Verfügung gestellt.
 

Auf dem Bauplan MT 30, aus dem Verlag für Technik und Handwerk, welcher in der Zeitschrift: „Modell-Technik und Sport, Folge 16, Juli 1956,  ist in einem Kästchen folgende Anmerkung zu den Rechten an dem Modell enthalten:

„Modell Technik und Sport, Bauplan Nr. 30.

Alle Rechte an Bauplan und Text einschließlich der Übersetzungsrechte vorbehalten. Gewerbliche Herstellung der Modelle, auch von Baukästen mit gedruckten, gestanzten oder vorgearbeiteten Teilen nur nach Genehmigung durch die Firma UHU Werk Bühl / Baden.

Die Konstruktion ist Eigentum der Firma UHU Werk H. und M. Fischer Bühl/Bd.

Außer dem hier vorliegenden Bauplan sind im Verlag für Technik und Handwerk weitere Baupläne von Flug-, Schiffs-, Auto und anderen technischen Modellen erschienen. Außerdem erscheint 2 Mal vierteljährlich die internationale Zeitschrift „Modell-Technik und Sport“ mit Kurzbauplänen, Berichten und Beschreibungen.

Die Firma UHU-Werk Lingner und Fischer hat bei der Fa. Graupner exakt darauf geachtet, dass das Logo: "UHU"
genauestens eingehalten blieb und dass auch die schwarze und gelbe Farbe auf der Modellverpackung und den Modellaufklebern dem Farbton der Kleberverpackung und der Kleber-Tubenfarbe entsprochen hat.


 
"Der kleine UHU“ 1956
 
Spannweite: 700 mm
Flächentiefe am Rumpf: 100 mm
Rumpflänge: 567 mm
Fluggewicht: ca. 120 Gramm
Tragflächeninhalt: 6,95 dm²
Höhenleitwerksinhalt: 1,73 dm²
Gesamt – Flächeninhalt: 8,68 dm²
Gesamt – Flächenbelastung: 13,8 g/dm²
Konstrukteur: Werner Thies

Der erste "Kleine UHU" hatte ein Höhenleitwerk mit einer Spannweite von 300 mm und keinerlei Möglichkeit der Verstellung des Seitenruders. Das Seitenleitwerk war von hinten in einen Schlitz im Leitwerksträger gesteckt und angeklebt. Das Modell verfügte auch nicht über eine Thermikbremse. Das Material war ausschließlich Holz. Der Rippenflügel besaß lediglich eine Nasen- und eine Endleiste, kein Hauptholm.
Die damalige Best. Nr. bei Graupner war: 1291
Der Plan zu diesem Modell ist bei dem Verlag für Technik und Handwerk unter der Best. Nr.: 324.1291 zu erwerben. 
Der Bau des Modelles war auch mit einem Plan des Verlages für Technik und Handwerk möglich, da dieser eine entsprechende Broschüre mit genauer Bauanleitung, verbunden mit einführenden Hinweisen in das technische Zeichnen, sowie Bearbeitung der Werkstoffe, einem Sonderabschnitt über das Einfliegen, den Hangflug und den Hochstart mit 15 Abbildungen und Skizzen heraus gegeben hatte. Diese Broschüre wurde im Jahre 1956 in der Zeitschrift: "Modell-Technik und Sport" (Folge 16, Juli 1956, Seiten1 und 2) vorgestellt.
Dieser Broschüre lagen der Bauplan, die Teilnehmerkarte, Fliegernadel und Abziehbilder bei.  Der Artikel, mit dem Bauplan ist auf dieser Seite, weiter unten abgebildet.

Im Jahre 1956 kostete der Baukasten der Fa. Graupner: 4,80 DM im Fachhandel und die Broschüre des Verlages für Technik und Handwerk: 1,50 DM.



 „Der kleine UHU“ 1964

Dieses Modell entspricht mit Tragfläche und Rumpf dem Modell von 1956. Das Seitenleitwerk wurde etwas vergrößert und halb vor dem Höhenleitwerk auf dem Rumpf angebracht. Das Höhenleitwerk hatte eine geringere Spannweite von 250 mm. Das Seitenruder ist mittels zweier Bespannpapierstreifen befestigt, so dass das Seitenruder in Maßen beweglich ist. Eine Thermikbremse war nicht vorgesehen. Wie das erste Modell besaß auch dieses Modell keinen Hauptholm.
Konstrukteur: Werner Thies
Das Modell wurde von der Fa. Graupner, nach 1967, unter dem Namen Sonny vertrieben, war jedoch im Katalog von 2009 nicht mehr enthalten,
Die damalige Best. Nr. des UHU bei Graupner war: 4213.
Die damalige Best. Nr. des Sonny bei Graupner war: 4525.



 „Der kleine UHU“ 1967

Spannweite: 1100 mm
Flächentiefe am Rumpf: 120 mm
Rumpflänge: 730 mm
Fluggewicht: ca. 230 Gramm
Tragflächeninhalt: 13,04 dm²
Höhenleitwerksinhalt: 2,63 dm²
Gesamt – Flächeninhalt: 15,67 dm²
Gesamt – Flächenbelastung: 14,7 g/dm²
Konstrukteur: Helmut Walther

An diesem Modell wurden erstmals ABS-Kunststoffkleinteile verwendet, wie Höhenleitwerksauflage, Seitenleitwerksbefestigung, Hebel für Thermikbremse und Bleikammerverschluss. Ferner war hier eine Thermikbremse möglich, jedoch mit einer Auslösung mittels Glimmschnur. Ein Seitenruder zum besseren Hochstart war ebenfalls vorgesehen. Der Hauptholm war von unten in die Rippen eingeschoben.
Das Modell von 1967 wurde anschließend unter dem Namen „Pilot“ vertrieben.
Das Modell konnte auch mittels eines Bauplanes erbaut werden. Der Bauplan ist beim Verlag für Technik und Handwerk unter Best. Nr. 320.0500 erhältlich. Bei diesem Plan wird auf die Verwendung von Kunststoffteilen verzichtet.
Die damalige Best. Nr. bei Graupner war: 4223



Diese 12 seitige Broschüre wurde 1968 vom UHU-Werk, H.u.M. Fischer, Bühl (Baden) herausgegeben. Es ist eine umfangreiche Bauanleitung mit Plan zum Bau des Modelles ganz in Holzbauweise.
Ferner ist von diesem Modell ein Bauplan für ein RC-Modell mit einer Spannweite von 1680 mm beim Verlag für Technik und Handwerk, Baden-Baden, unter der Bestell-Nr. 320.0519 erhältlich.


  „Der kleine UHU“ 1976

Spannweite: 1215 mm
Flächentiefe am Rumpf: 120 mm
Rumpflänge: 870 mm
Tragflächeninhalt: 14,4 dm²
Höhenleitwerksinhalt: 2,0 dm²
Gesamt – Flächeninhalt: 16,4 dm²
Gesamt – Flächenbelastung: 17 g/dm²
Fluggewicht: ca. 280 Gramm
Konstrukteur: Helmut Walther
Dieses Modell hatte erstmals einen ABS-Kunststoff-Rumpfkopf und weitere Kunststoffteile, welche den Bau wesentlich erleichtern.
Gut zu erkennen ist das Modell an den kleinen „Öhrchen“ an der Tragfläche zur Verbesserung der Flugstabilität, da bei dem vorherigen Modell öfters Probleme beim Hochstart durch unkontrolliertes Ausbrechen auftraten. Bei diesem Modell ist der Einbau einer Zeitschaltuhr zur Auslösung der Thermikbremse vorgesehen. Ein Seitenruder war ebenfalls vorhanden. Der Hauptholm war von unten in die Rippen eingeschoben.
Die damalige Best. Nr. bei Graupner war: 4247.
 




 „Der kleine UHU“ 1981

Spannweite: 1200 mm
Flächentiefe am Rumpf: 110 mm
Rumpflänge: 790 mm
Tragflächeninhalt: 12,9 dm²
Höhenleitwerksinhalt: 2,5 dm²
Gesamt – Flächeninhalt: 15,4 dm²
Gesamt – Flächenbelastung: 15 6 g/dm²
Fluggewicht: ca. 240 Gramm
Konstrukteur: Helmut Walther
Die Tragfläche dieses Modelles war erstmals als Vollbalsa – Fläche in der bekannten Jedelsky – Bauweise hergestellt, im Gegensatz zu den bisherigen Modellen, die Rippenflächen besaßen. Der Leitwerksträger des Modelles bestand aus 2 Kiefernleisten, oben und unten, mit einer beiderseitigen Beplankung aus Balsaholz  Das Modell war mit Thermikbremse, über Zeitschalter, und mit einem Seitenruder, steuerbar über den Hochstarthaken, ausgerüstet.
Die damalige Best. Nr. bei Graupner war: 4248.
Anmerkung: Der Plan zu diesem Modell ist um den Faktor 1,16 verkleinert.




 „Der kleine UHU“ 1984


Spannweite: 1100 mm
Flächentiefe am Rumpf: 120 mm
Rumpflänge: 850 mm
Tragflächeninhalt: 13,0 dm²
Höhenleitwerksinhalt: 2,4 dm²
Gesamt – Flächeninhalt: 15,4 dm²
Gesamt – Flächenbelastung: 17 g/dm²
Fluggewicht: ca. 260 Gramm
Konstrukteur: Gunter Kirch

Dieses Modell hatte wieder Tragflächen in Holm- Rippenbauweise. Die Tragfläche hatte ein gerades Mittelstück mit Ohren. Erstmals war der Hauptholm oben in der Tragfläche angeordnet. Das Modell verfügte über eine Thermikbremse, mit mechanischem Zeitschalter und über ein über den Hochstarthaken gesteuertes Seitenruder. Das Modell sollte, mit Erscheinen des neuen Modelles von 1999, auslaufen, jedoch wurde es nach Protesten der Händler und Vereine parallel zu dem neuen Modell weiter vertrieben und hatte immer höhere Verkaufszahlen als das neu herausgebrachte Modell. Diese Modellkonstruktion stammt von mir und bereits 1987 hat Herr Johannes Graupner mir sehr vorwurfsvoll erklärt, dass das Modell so gut konstruiert sei, dass ein Verbesserung des Modells, mit pressewirksamer Neuvorstellung  nicht möglich sei. Das Modell wurde bis zum Konkurs der Firma am 13.02.2013, also 29 Jahre lang vollständig unverändert vertrieben und gilt als das weltweit meistverkaufte Modell in dieser Klasse.
Die Bestell Nr. bei Graupner war: 4234.

Meine wichtigsten Überlegungen beim Entwurf des Modelles waren: 
Die Form des Rumpfes, der vorherigen, bespannten Modelle, wurde bewusst beibehalten um die typische Erkennbarkeit  des Modelles zu gewährleisten. Auch die bisherige Tragflächentiefe und die ungefähre Form der Leitwerke wurde ebnfalls aus diesem Grunde beibehalten.
1. Mehrfache V-Form.
Alle bisherigen, bespannten Modelle des Kleinen UHU´s hatten eine einfache V-Form. Hierbei wurden die Flächenhälften in der Mitte mittels V-förmiger Sperrholzverstärkung zusammengefügt. Diese Stelle ist jedoch genau der Ort des größten Biegemomentes der Flächen, so dass beim Hochstart ein Bruch der Flächen an dieser Schwachstelle regelrecht vorprogrammiert ist. Aus diesem Grunde wurde von mir die Fläche an dieser Stelle durchgehend gestaltet, so dass diese Schwachstelle entfiel. Eine weitere Überlegung war auch die verbesserte aerodynamische Stabilität um die Längsachse, die bei solchen Flächenkonfigurationen, gerades Mittelteil mit Ohren, wesentlich besser ist und nach dem Hochsrtart schneller zu einem stabilen Flug und damit zu längeren Flugzeiten, führt.
2. Anordnung Hauptholm
Bei diesem Modell wurde erstmals der Hauptholm auf der Profiloberseite angeordnet. Hierdurch wurde in Verbindung mit der Nasenleiste und der Endleiste ein Doppel-T-Träger geschaffen, der eine wesentlich höhere Belastbarkeit als ein unten liegender Hauptholm aufweist. Durch die höhere Belastbarkeit konnte der schwere Kiefer-Hauptholm auch gegen einen leichteren Balsa-Holm ersetzt werden, was zu Gewichtsersparnissen führte. Dies kommt auch dem Trägheitsmoment der Flächenenden zugute, die ebenfalls leichter werden und hierdurch das Modell schneller einkurvt. Ein weiterer statischer Vorteil hat der obenliegende Holm ebenfalls. Bei den bisherigen bespannten Modellen hat die Bespannung der Oberseite, je nach Spannlackauftrag, die Fläche oben zusammengezogen, so dass sich diese nach oben gewölbt hat und rund wurde. Somit hatte der Hauptholm bereits eine hohe Biegebelastung aufzunehmen, die sich beim Hochstart noch weiter erhöhte, da die beiden Kräfte in gleicher Richtung wirkten und sich somit addierten und so ein Versagen des Hauptholmes sehr schnell möglich war. Der obenliegende Hauptholm wird durch die Bespannung lediglich auf Druck beansprucht, was statisch vernachlässigbar ist.
Auch aus aerodynamische Sicht bringt der obenliegende Hauptholm Vorteile. So fällt die obenliegende Bespannung beim Straffen nicht ein, wie dies andernfalls üblich ist und in Mittelteil des Rippenfeldes ein wesentlich dünneres Profil vorhanden ist, welche nicht mehr die vom Konstrukteur gewünschen Eigenschaften besitzt, sondern wesentlich geringere Auftriebswerte hat. Ferner ist neben der Nasenleisten-Hinterkante, die als Turbulator wirkt, noch eine weitere Turbulatorkante am Hauptholm vorhanden, so dass des Profil vollturbulent bleibt und somit wesentlich bessere Auftriebs- und Abrisseigenschaften aufweist, was sich ebenfalls in der Flugleistung auswirkt.
3. Flächenauflage.
Bei allen bisherigen Modellen "Der kleine UHU" war die Flächenauflage im Mittelbereich auf den Rumpf, die konkave Auflagenseite an der Fläche vorgesehen, so dass die Tragfläche nicht auf einer geraden Helling aufgelagt werden konnte. Bei dem von mir geplanten Modell wurde die Flächenauflage umgekehrt angeordnet, so dass die konkave Seite auf dem Rumpf und die konvexe Seite an der Fläche war und diese somit eben und problemlos auf die Helling aufgelegt werden konnte.
4. Höhenleitwerk
Die gewölbten Höhenleitwerke der bisherigen Modelle hatten eine Wölbungshöhe, die etwas größer als die Profilwölbung der Tragfläche war, wobei das Einfallen der Bespannung, zwischen den Rippen, sich noch weiter negativ auswirkte, so dass hierdurch der Grundsatz, dass die vorausfliegende Fläche den größeren spezifischen Auftrieb aufweisen muss, nicht gewährleistet war. Aus diesem Grunde wurde von mir die Wölbung des HLW soweit verringert, dass dieser Grundsatz wieder angewendet war. Auch dies hatte positive Auswirkung auf das Flugverhalten durch schnellere Flugstabilisierung nach dem Hochstart und nach Thermikeinwirkung.

Bei der von mir erarbeiteten Beschreibung des Modelles, zur Vorstellung der Konstruktion im UHU-Ausschuss im Haus der Luftsportjugend in Hirzenhain, hat dann die Fa. Graupner diese Konstruktionsbeschreibung in vielen Teilen meist vollinhaltlich und wörtlich für ihre Kataloge und Werbeprospekte übernommen. Diese Punkte sind:
Produktinformation:
Für gleichbleibende Flugleistungen ist die Tragflügelauflage am Rumpf mit einer Arretierung versehen, die von Start zu Start einen sicheren Sitz des Tragflügels gewährleistet.
Beim Hochstart wird nach Abfallen des Hochstartseils die automatische Kurvensteuerung ausgelöst.
Der Tragflügel mit doppelter V-Form ist in konventioneller Holm-/Rippenbauweise aufgebaut.
Die glatte Unterseite des Tragflügels ohne überstehende Teile begünstigt den einfachen Aufbau und Transport.
Der auf der Oberseite des Tragflügels kräftige Hauptholm aus hartem Balsaholz ist ausreiche4nd dimensioniert und trägt zur Turbulenz und damit zur Verbesserung des Auftriebes bei.

 
 
„ Der kleine UHU“ 1999 
 
Spannweite: 1085 mm
Flächentiefe am Rumpf:    mm
Rumpflänge: 850 mm
Tragflächeninhalt: 12,5 dm²
Höhenleitwerksinhalt: 2,4 dm²
Gesamt – Flächeninhalt: 14,9 dm²
Gesamt – Flächenbelastung: 18 g/dm²
Fluggewicht: ca. 270 Gramm
Bei diesem Modell ist die Tragfläche in Jedelsky-Bauweise, also Vollbalsa gehalten, der Rumpf und die Leitwerke wurden vom Vorgängermodell übernommen. Die Produktion dieses Modelles wurde 2009 eingestellt und das Modell war im Katalog von 2010 nicht mehr vorhandern und ist somit wieder aus dem Programm genommen worden und das Vorgängermodell von 1984 wurde ohne die geringste Änderung weiter, bis zum Konkurs der Fa. Graupner, 2013, vertrieben, jedoch in jeweis anders gestalteten Verpackungs-Schachteln.
Die Bestell Nr. des Modelles von 1999 bei Graupner war: 4599.
Anmerkung: Zu diesem Modell gibt es keinen Bauplan, nur eine Bauanleitung zum Zusammenbau.
 


"Der Kleine UHU" 2014 (Das Bild wurde freundlicherweise von der Fa. Graupner/SJ zur Verfügung gestellt)

Spannweite: 1010 mm
Flächentiefe am Rumpf:  137 mm
Rumpflänge:  870 mm
Tragflächeninhalt:  13,9 dm²
Höhenleitwerksinhalt:  3,1 dm²
Gesamt-Flächeninhalt:  17,0 dm²
Fluggewicht:  300 Gramm
Gesamt-Flächenbelastung:  17,65 g/dm²
Profil: Jedelsky EJ 85 mod.
Konstrukteur: Kurt Odermatt (CH)
Bestell Nr. bei der Firma Graupner/SJ: 4300

Bei diesem Modell ist die Tragfläche in Jedelsky-Bauweise, also Volbalsa gehalten. Das Modell hat keine Thermikbremse, kein, beim Hochstart steuerbares Seitenruder und keine Feinjustierung der EWD. Lediglich ein justierbares Seitenruder ist vorhanden. Das Modell wurde in der Schweiz gefertigt und war vollständig in Holz, ohne Kunststoffteilem gehalten.
Die Bauanleitung kann dem Internet entnommen werden. 



"Der kleine UHU" von 2016. (Das Bild wurde freundlicherweise durch die Fa. Graupner zur Verfügung gestellt.)

Spannweite:  1350 mm
Flächentiefe am Rumpf:   mm
Rumpflänge:  mm
Flächeninhalt:   14,4 dm²
Höhenleitwerksinhalt:  3,3 dm²
Gesamtflächeninhalt17,7 dm²
Fluggewicht:  150 bis 170 Gramm
Gesamt-Flächenbelastung: 8,5 bis 9.6 g/dm²
Flächenprofil:  Graupner 6642
Konstrukteur: Werner Dettweiler
Bestell Nr. bei Graupner:  4316
Das Modell hat eine Vollbalsatragfläche und ist wahlweise als Freiflugmodell oder mit RC-Steuerung zu bauen.

 

„Der mini UHU“

Eigentlich gehört der „mini-UHU“ nicht in diese Serie, aber durch die sehr starke Ähnlichkeit, in Punkto Spannweite und Ausstattung, mit den beiden ersten Modelle „Der kleine UHU“ von 1956 und 1964 habe ich dieses Modell mit aufgenommen.

 


Das Bild wurde von der Fa. Graupner/SJ freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Technische Daten
Spannweite ca.:                                   725 mm
Länge ü.a. ca.:                                     505 mm
Tragflächeninhalt                                  ca. 6,8 dm²
Höhenleitwerksinhalt ca.:                       1,4 dm²
Gesamtflächeninhalt ca.:                      8,2 dm²
Tragflächenprofil:                                 Eigenentwicklung (Vollbalsafläche)
Fluggewicht ca.:                                   70 g
Flächenbelastung ca..                          8,5 g/dm²
Konstrukteur:                                       Werner Dettweiler

 

Graupner Best. Nr.: 4315
Das Modell ist ein Freiflugmodell, das jedoch ausbaufähig zum RC-Modell ist.

„Der mini UHU“ hat als Freiflugmodell keine Thermikbremse und auch keine Seiten-Steuerung für den Hochstart. 

 

Bautipps:
Bevor ich zu Bautipps komme, sei mir eine Vorbemerkung erlaubt: Auch die Flugmodelle in der Größe des "Kleinen UHU" sind laut Gerichtsurteilen Fluggeräte und somit müssen die Piloten beim Fliegen über eine Halterhaftpflichtversichterung für Flugmodelle verfügen. Insbesondere Schulen und freie Jugendgruppen sollten daher ihre Haftpflichtversicherung hierauf überprüfen.

Es komme bitte keiner auf die Idee, eine kleinen UHU mit Rippenflächen mit einer Folie bespannen zu wollen. Das funktioniert nicht. In meiner Flugpraxis habe ich schon viele dieser mit Folie bespannten Modelle zum Fliegen gebracht. Eigentlich hätte ich als Wettbewerbsleiter solche Modelle ausschließen müssen, da nur Modelle zugelassen sind, die aus den im Baukasten enthaltenen Materialien gebaut sind. Hierbei darf kein weiteres Teil hinzugefügt werden, es dürfen aber Teile weggelassen oder die vorhandenen Teile auch verändert werden. Aber ich habe diese Modelle trotzdem zugelassen und dabei unverblümt mitgeteilt, dass diese im Wettbewerb nicht die geringsten Chancen haben, was sich immer bewahrheitet hat.
So ist es sehr häufig vorgekommen, dass bei den alljährlichen, saarländischen Landesjugendzeltlagern, bei denen auch ein UHU Wettbewerb durchgeführt wurde, alte Modellflieger mit ihrem Nachwuchs oder Opas mit Enkel gekommen sind und haben stolz ihre sehr sauber gebauten „Kleinen UHU´s“ mit Folie präsentiert. Aber diese Modelle waren selbst von erfahrenen Freifliegern nicht in die Luft zu bringen, da die Laufgeschwindigkeit nicht ausreichend war. 
Nachdem alle Versuche des Hochstarts der Modelle misslungen sind, habe ich das Modell entsprechend präpariert. Entweder wurde mit einem Schraubendreher auf der Oberseite der Tragfläche, am Ende der Nasenleiste, eine kleine Stufe eingedrückt oder es wurde ein Gummifaden an genau der gleichen Stelle gespannt. Am wirkungsvollsten war jedoch, wenn der Nasenbereich der Oberseite mit Haarspray besprüht wurde , vor dem Trocknen wurde Salz oder Zucker aufgestreut und nochmals mit Haarspray besprüht. Durch alle diese Maßnahme entstand ein Turbulator, so dass die vorzeitige Ablösung der Strömung auf der Oberseite vermieden wurde. Nach diesen Maßnahmen flogen die Modelle ganz passabel, waren jedoch in keinem Fall, von der Leistung her, mit einem papierbespannten Modell zu vergleichen.Auch bei den von mir, als Wettbewerbsleiter, durchgeführten Bundesausscheidungen, in den 80iger und 9oiger Jahren, ist kein folienbespanntes Modell unter die ersten 3 Sieger gekommen. Im Regelfall landeten diese Modelle in Mittelfeld.
Bei den unter meiner Leitung gebauten Modellen ging ich mit der Bespannung noch einen Schritt weiter. Jedes Bespannpapier hat zwei Seiten, eine glatte und eine etwas rauhere Seite. Bei mir wurden die Modelle zuerst auf der Oberseite, mit der rauhen Seite noch oben bespannt. Dann die Unterseite, mit der glatteren Seite nach außen. Das Papier der Unterseite wurde über die Nasenleiste gezogen und endete am Ende der Nasenleiste. Hierdurch entstand an dieser Stelle wiederum eine kleine Stufe welche als Turbulator wirkte. Diese Stufe durfte in keinem Falle weggeschliffen werden. Meine Freiflugmodelle waren alle mit einem sog. 3 – D – Turbulator (Hama-Turbulator) ausgestattet, wodurch ich mit extrem große Spannweiten, also geringen Flächentiefen, fliegen konnte, ohne ein Abreißen der Strömung befürchten zu müssen.
Nach dem Austachieren des Schwerpunktes und dem anschließenden Einfliegen müssen die Bleikügelchen arettiert werden, um ein Wegrollen zu verhindern, was am besten mittels eines Hartklebers erfolgt. Ansonsten kann es vorkommen, dass beim Hochstart die Bleikügelchen, in der üppig bemessenen Ballastkammer, nach hinten rollen und hierdurch der Schwerpunkt weiter zurück verlegt wird, was ein Pumpen des Modelles bewirkt. Wenn die Kugeln nach vorne rollen, egibt dies ein weiter vorne liegenden Schwerpunkt und hierdurch ist ein exaktes Einfliegen des Modelles unmöglich. Da jedes Modell infolge geringer Bauungenauigkeiten , Materialverschiedenheit, ungenauigkeit beim Verschleifen einen anderen Schwerpunkt erforderlich macht, lege ich beim 1. Austachieren den Schwerpunkt um 5 mm zurück und klebe diesen Ballast fest, so dass das Restballastgewicht noch variabel ist und erst nach genauem Einfliegen festgeklebt wird. Beim Festkleben des Ballastes mit Hartkleber muss beachtet werden, dass dieser Aceton enthält, was den Kunststoff-Rumpfkopf des "kleinen UHU" anlöst.

Die UHU - Modelle mit Rippenflächen lassen sich auch legal einem Tuning unterziehen. Hierbei ist jedoch wiederum zu beachten, dass keine Teile hinzugefügt, jedoch alle im Baukasten vorhandenen Teile verwendet werden dürfen oder entsprechende Veränderungen durchgeführt werden können. Das beliebteste Tuning ist, dass die Endleiste im hinteren Bereich um 1,5 bis 2 mm abgekippt, und so der Auftrieb entsprechend erhöht wird. Eine weitere beliebte Methode ist das Aushöhlen der Unterseite der Profile, so dass ein leistungsfähiges Thermikprofil entsteht. Hierbei muss jedoch bedacht werden, dass die Stabilität um die Querachse geringer wird und das Modell leichter in´s Pumpen gerät.  Auch der für erfahrene Freiflieger etwas überdimensionierte Hauptholm kann in der Höhe reduziert und auch nach Außen verjüngt werden. Hierdurch entsteht eine Gewichtsersparnis und bei Verjüngung wird die Massenträgheit außen verringert, so dass die Thermikempfindlichkeit vergrößert wird. Bei dieser Maßnahme ist jedoch zu beachten, dass die Ausschnitte der Profile für den Hauptholm verkleinert werden müssen, wobei die vorgestanzten Schnitte, vor dem Ausbrechen entsprechend wieder angeleimt werden. Ganz erfahrene Freiflieger bauen in der kurveninneren Tragflächenseite noch eine kleine positive Verwindung ein, welche das Einkurven des Modelles in die Thermik erleichtert. Bei dieser Maßnahme muss der Starter jedoch über sehr viel Fingerspitzengefühl verfügen, da er ein verzogenes Modell in die Höhe bringen muss. Eine weitere Möglichkeit der Leistungssteigerung ist das Verjüngen des Leitwerksträgers auf der Unterseite. Hierdurch können auch die Kunststoffteile der Leitwerke etwas verringert werden. Diese Maßnahme hat eine Gewichtsersparnis zur Folge, so dass auch Ballastgewicht gespart werden kann. Auch wird die statische Stabilität des Modelles erhöht, da die Massenträgheit im Bereich des Leitwerkes verringert wird, was natürlich wiederum auch Vorteile beim Einkurven in eine Thermik hat.

Alle diese Maßnahmen haben bei unserem Sohn Andreas bei der Erringung des Bundessieges in der Klasse „Der kleine UHU“, im Jahre 1985, nichts genutzt, da er damals ein ganz original gebautes Modell mit Jedelsky – Flächen geflogen hat.

In letzterer Zeit wurde ich bereits des Öferen angemailt, dass es zu Problemen, mit Crash´s, bei dem Start des Kleinen UHU mit Startgummis kommen würde und was man dagegen tun könne.
Von einer solchen Startmethode, bei der das Modell regelrecht in die Lüfte geschossen wird, muss ich bei Freiflugmodellen dringend abraten, wobei ich folgende Gründe vom Abweichen des Modelles von  der gewünschten Flugrichtung beim Hochstart nenne: 
1. Es kann ein, wenn auch geringer Verzug in der Fläche sein, der nur einen Bruchteil eines mm beträgen muss.
2. Es kann eine Flächenhälte schwerer als die andere sein, wenn dies auch nur wenige Gramm sind.
3. Bei dem Nachschleifen der Nasenleiste kann es zu Asymmetrien gekommen sein, z.B. bei der einen Seite oben etwas zu viel geschliffen und bei der anderen Seite unten. Wenn dies auch nur einige 1/10 mm Unterschied sind, aber es macht im Auftrieb etwas aus.
4. Bei der Bespannung und anschließendem Streichen ist auf der einen Seite etwas mehr Staub gekommen als auf der anderen Seite, so dass eine Seite rauher ist als die andere und somit unterschiedlichen Auftrieb hat, was auch passiert, wenn das Papier auf der einen Seite mit der glatten und auf der anderen Seite mit der rauhen Seite außen aufgebracht wird.
5. Während des Startes kann in der Nähe eine Thermikblase abgegangen sein, so dass die Luftströmung zu dieser Blase erfolgt und dann vollständig quer zur Startrichtung ist , was plötzlich und unerwartet erfolgen kann, dass der Wind dreht.

Alle diese Gründe sind beim Handhochstart irrelevant, da die Startgeschwindigkeit geringer ist und auch der Starter die Fehler kompensieren kann, wobei hier darauf geachtet werden sollte, dass keine dünnen, flexible Nylonschnüre verwendet werden, da diese sich genau so verhalten wie Gummischnüre. Zum Hochstart sollten dünne, stabile, nicht dehnbare Schnüre verwendet werden, so dass der Starter jederzeit ein Gefühl für das Modell hat und bei jedweden Situationen sofort reagieren kann. Versuche, mit 2kg Belastung, wie dies im Freiflug zum Abmessen üblich, ergaben, dass die immer wieder propagierte 0,8mm Nylonschnur eine Dehnung von 8,44 % aufweist, eine Votex-Hanischkordel, geflochten 0,55 mm Durchmesser jedoch nur 1,36 % Dehnung hat.  Ferner besteht die Möglichkeit durch Seitenruderausschläge solche Fehler auszugleichen, da die Startgeschwindigkeit immer annähernd gleich ist. Bei einem Gummstart ist die Spanne der Geschwindigkeit  sehr weit, von extrem hoch bis auf die Fluggeschwindigkeit und ein Fehler lässt sich nur auf eine bestimmte Fluggeschwindigkeit korrigieren. Aus diesem Grunde sollten Gummiseilstarts nur mit  ferngesteuerten Modellen erfolgen, da bei diesen auch während der Startphase eine Ruderkorrektur, im Regelfall, erfolgen muss. Auch Großflugzeuge müssen eingeflogen werden, da auch diese immer, trotz Bau in extrem genauen Hellings, über Asymmetrien verfügen und werden beim Einfliegen, mittels Trimmruder, auf einen geraden Flug eingestellt. Auch diese Trimmung gilt nur für einen bestimmten, kleinen Geschwindigkeitsbereich.

 

 

Wettbewerbe: 

Der Vorläufer des UHU-Wettbewerbes war der Wettbewerb mit dem Modell Sternchen, der 1954 in´s Leben gerufen wurde, wobei die Zeitschrift „Stern“ als Hauptsponsor auftrat. Der damalige Slogan lautete: „Das Sternchen ist ein Kind vom Stern“. Das Modell war ein Gummimotormodell der Fa. Graupner, bei dem die Flugzeit von 3 Durchgängen addiert wurde. Dieser Wettbewerb lief jedoch nur einige Jahre und wurde dann 1956 von dem UHU-Wettbewerb abgelöst.


 

Das Sternchen von 1954. Das Bild wurde im Segelflugmuseum auf der Wasserkuppe aufgenommen

Bei dem UHU-Wettbewerb wurden die gleichen Bedingungen, wie bei dem Modell „Der kleine Kumpel“ der Saarländischen Luftsportjugend im Aero Club Saar, der bereits 1949, unmittelbar nach Gründung des Aero-Club Saar in´s Leben gerufen wurde, zu Grunde gelegt. Dieser Jugendwettbewerb musste nach der Angliederung des Aero-Club Saar an den Deutschen Aero-Club 1957 aufgegeben und der UHU-Wettbewerb übernommen werden. Die Wettbewerbsbedingungen für den „Kleinen Kumpel“ damals lauteten: jeder baut das gleiche Modell und misst sich dann auf dezentralen Wettbewerben auf Vereinsebene und dann messen sich die Sieger dieser Wettbewerbe auf Landesebene um einen Landessieger zu ermitteln. Es wurde damals bei diesen Wettbewerben, 3 Durchgänge mit einer 50 m Leine und max. 120 Sekunden geflogen. Das Modell wurde als Werkstoffpackungen, die von den Vereinen selbst zusammengestellt und einfach in grobem Packpapier eingeschlagen waren, bei Veranstaltungen verlost oder als Gewinne abgegeben oder aber auch zum Selbstkostenpreis verkauft. Die Baupläne alleine wurden kostenlos an Interessenten weiter gegeben, so dass sich jeder das Material auch selbst kaufen konnte. Das Bauen der Modelle erfolgte in den jeweiligen Clubräumen der Vereine, unter Aufsicht von erfahrenen Modellfliegern, es konnte jedoch auch zu Hause gebaut werden. Ich selbst habe meinen „Kleinen Kumpel“ bei einem Luftballon-Weitflugwettbewerb des Aero-Club Sulzbach gewonnen und habe das Modell in den Clubräumen des Sulzbacher Flugsportvereines gebaut. Dann war ich Sieger des Vereinswettbewerbes, hatte jedoch auf der Landesmeisterschaft weniger Glück. Genau diese Art des Wettbewerbes wurde 1956 von der Luftsportjugend des Deutschen Aero-Club übernommen, wobei auch dem Modell „Der kleine UHU“, von 1956, gewisse Ähnlichkeiten, in Punkto Aussehen und Größe, mit dem Modell „Der kleine Kumpel“ nicht abgesprochen werden kann.

Das Modell "Der kleine Kumpel", das Wettbewerbsmodell der Luftsportjugend im Aero Club Saar

Der UHU-Wettbewerb wurde von der Luftsportjugend des Deutschen Aero Club und der Sportfachgruppe Modellflug des Deutschen Aero Club in Zusammenarbeit mit den Firmen Graupner und UHU durchgeführt. Der Baukasten für das Modell wurde von der Fa. Graupner vertrieben und war in den Fachgeschäften erhältlich.
Für das Modell „Der kleine UHU“ wurden von Vereinen, Modellbaufirmen und auch Privatleuten entsprechende Wettbewerbe organisiert. Die Ergebnislöisten wurden zum Haus der Luftsportjugend gesandt und dort ausgewertet. Die jeweils Landesbesten wurden im darauffolgenden Jahr, also erstmals 1957, zu der an Pfingsten stattfindenden Bundesausscheidung eingeladen. Die erforderlichen Wettbewebs-Unterlagen konnten beim Haus der Luftsportjugend, Fritz - Stamer – Haus in Eschenburg-Hirzenhain angefordert werden. Diese Unterlagen bestanden aus einem Anschreiben mit Erläuterungen, einem Merkblatt zur Durchführung des Wettbewerbes, Faltblätter mit der Wettbewerbsausschreibung und Teilnahmekarte sowie mehreren Plakaten, zum Selbstausfüllen, für die entsprechende Reklame.



Und so fing Alles an:


Anzeige vom 01. August 1956 in der Zeitschrift "Mechanikus".
 Diese Anzeige erschien auch in der Zeitschrift "Modell-Technik und Sport" Folge 16, Juli 1956 und Folge 17, August 1956.











Diese Abhandlung über das Modell "Der kleine UHU" erschien in der Zeitschrift "Modell-Technik und Sport", Folge 16, Juli 1956.
Wie aus der obigen Abhandlung zu entnehmen ist, waren die damaligen Wettbewerbsbedingungen für das Modell so, dass auf der Tragfläche des Modell die beiden Schriftzüge: „Der kleine UHU“ aufgebracht werden mussten. Somit war ein Nachbau des Modelles mittels Plan ausgeschlossen, da die Schriftzüge, als wasserlösliche Abziehbilder, lediglich in dem Graupner Baukasten und der Broschüre aus dem Verlag für Technik und Handwerk, in jeweils 2-facher Ausführung, beilagen. Aus diesem Grunde konnte ein mittels des Planes nachgebautes Modell nicht bei dem Wettbewerb eingesetzt werden, da die notwendigen Schriftzüge anderweitig nicht zu erhalten waren.
 In den Anfangsjahren waren auch die Wettbewerbstermine vorgegeben, so standen für das Jahr 1956 lediglich 2 Termine zur Auswahl, nämlich der 9. oder der 16. September an denen der örtliche Wettbewerb durchgeführt werden durfte. Andere Termine waren nicht zulässig. Auch fand damals kein Landeswettbewerb statt. Eine Bundesausscheidung war ebenfalls nicht vorgesehen. Der Gesamtwettbewerb endete auf örtlicher Ebene.



Anzeige der Fa. Graupner in der Zeitschrift: "Modell-Technik und Sport", Folge 16, Juli 1956


Das war das Titelbild der Zeitschrift: "Modell-Technik und Sport", Folge 17, August 1956.



Das war die Rückseite der Zeitschrift: "Modell-Technik und Sport", Folge 18, September 1956. 




Merkblatt der Luftsportjugend von 1956



Titelblatt der Zeitschrift "Mechanikus" vom 01. Dezember 1956.





Anzeige in der Zeitschrift "Mechanikus" vom 01. August 1957

Seite 1 des Anschreibens von 1968

Seite 2 des Anschreibens von 1986

Merkblatt von 1985




Ergebnisliste

In den Jahren ab Beginn der Wettbewerbe, 1956, wurden bei diesen Wettbewerben 3 Starts, mit 50 m Leine und 120 Sekunden Maximalzeit durchgeführt und die Addition der geflogenen Zeiten aller 3 Starts ging als Wertungszeit ein. Ab 1975 waren pro Wettbewerb 5 Starts erforderlich und ab 1983 wurde die Länge der Hochstartschnur auf 25 m verkürzt und gleichzeitig die maximale Flugdauer des Fluges auf 60 Sekunden begrenzt, so dass wesentlich kleinere Plätze zur Wettbewerbsdurchführung genutzt werden konnten. Auch wurde bis 1983 kein Fehlstart anerkannt. Erst zu diesem Zeitpunkt habe ich Flugzeiten unter 15 Sekunden als Fehlstart werten lassen und der Teilnehmer konnte hierdurch den Start pro Durchgang 2 x wiederholen, so dass insgesamt 3 Starts pro Durchgang möglich waren. In die Wertung ging dann der beste der 3 Starts ein. Die Möglichkeit des Notierens der 3 Starts war auf der Teilnahmekarte vorhanden. Hierdurch war der Druck auf die jugendlichen Teilnehmer in jedem Fall einen guten Start durchzuführen wesentlich gemildert.

Teilnehmen konnten alle Jugendlichen bis zur Vollendung des 15. Lebensjahres. Ausgenommen waren lediglich Schulen. Hier musste jedoch das Durchschnittsalter der Schüler ebenfalls unter 15 Jahre liegen.


Ausschreibung mit Teilnehmerkarten aus verschiedenen Jahren mit unterschiedlichen Modellen.



Teilnehmerkarten, links 1974 mit 3 Starts und rechts 1975 mit 5 Starts.



Ausschreibungen, von 1979 in altem und 1981 in neuem Design.



Ausschreibung und Teilnehmerkarte von 1981, Vorderseite.



Ausschreibung mit Wettbewerbsregeln von 1981.



Ausschreibung mit Teilnehmerkarte von 1983, Vorderseite.



Ausschreibung mit neuen Wettbewerbsregeln 1983, Rückseite.



Ausschreibung von 1983 nur für den Kleinen UHU und von 1986 zusammen mit dem RC-UHU.



Bis zum Jahre 1980 waren die Plakate in jedem Jahr fast gleich, lediglich die neuesten Uhu-Modelle waren auf den Plakaten zu sehen.



Ab 1981 wurde ein neues Format und Design bei den Plakaten eingeführt und in jedem Jahr ein vollständig neues Motiv gewählt. Hier das Plakat von 1983.



Das Plakat von 1985. 

Nachdem die Fa. Graupner in dem im Jahre 1967 herausgekommenen Modell „Der kleine UHU“ Plastikteile verwendet hat, erschien 1968 im Verlag für Technik und Handwerk ein Plan des Modelles von 1967 ohne die Verwendung dieser Kunststoffteile und mit einer sehr ausführlichen Bau- und Einfliegeanleitung. Auch dieses Modell ist uneingeschränkt für die Wettbewerbe zugelassen, wie alle bisherigen Modelle des kleinen UHU. Der Plan ist unter Best.-Nr.: 320.0500 beim Verlag für Technik und Handwerk GmbH in Baden-Baden erhältlich

Die offizielle Wettbewerbssaison war vom 1. April bis zum 31. Oktober eines jeden Jahres. Jedoch wurden alle, auch außerhalb dieser Zeiten geflogenen Wettbewerbe, ausnahmslos, mit Preisen bedacht und gingen in die Wertung für die Landesbesten ein.


Im November wurden dann die Preise an die jeweiligen Veranstalter übersandt, deren Umfang ebenfalls nach der Teilnehmerzahl gestaffelt war. Die besten 3 Teilnehmer der regionalen Wettbewerbe erhielten Urkunden, die jedoch blanko übersandt wurden und von dem jeweiligen Ausrichter selbst beschriftet werden musste. Die Preise wurden zu diesem ausgewählten Zeitpunkt übersandt, so dass eine stilgerechte Übergabe bei einer Weihnachts- oder Jahresabschlussfeier erfolgen konnte.

 

Um das mehrfache einheimsen von Gewinnen zu vermeiden wurde bereits in der Wettbewerbsausschreibung darauf hingewiesen, dass entsprechende Sachpreise pro Wettbewerbssaison von dem jeweiligen Teilnehmer nur einmal gewonnen werden können, jedoch für den weiteren Sieg ein entsprechender Sonderpreis übergeben wird. Bei mehrfacher Teilnahme an den UHU-Wettbewerben steigen natürlich die Chancen zu der Bundesausscheidung eingeladen zu werden, da jede Teilnahme an einem Wettbewerb die Routine steigert und die Flugzeiten hierdurch meist deutlich besser werden.



Urkunde von 1982 für einen regionalen Wettbewerb 



Urkunde von 1985 für einen regionalen Wettbewerb



Fast in jedem Jahr brachte die Fa. Graupner ein neues Prospekt für den Wettbewerb heraus.

Für mehrfache Ausrichtung eines UHU-Wettbewerbes erfolgte an den Organisator die Überreichung einer Ehrenmedaille „für besondere Verdienste“ der Luftsportjugend. So erfolgte diese für Durchführung von 10 Wettbewerben in Bronce, bei 20 Wettbewerben in Silber und bei 30 Wettbewerben in Gold. Diese Medaillen wurden an den jeweiligen Vereinsvorsitzenden übersandt, mit der Bitte, diese an den Organisator der Wettbewerbe in einem würdigen Rahmen zu überreichen. Auch für weitere Verdienste um den Wettbewerb wurden diese Medaillen verliehen.



Die sind die Medaillen, die bis 1970 verliehen wurden, Vorder- und Rückseite.



Diese Medaillen wurden ab 1971 verliehen, wobei rechts die Medaille in Silber und links die Medaille in Bronce ist. die Auszeichnung wurde auch für andere Verdienste um die Luftsportjugend vergeben. Jeweils Vorder- und Rückseite.

Parallel zu dem UHU-Wettbewerb lief auch ein Pressewettbewerb. Hierbei ging nicht nur die Anzahl der Presseveröffentlichungen sondern auch deren Umfang und Qualität in die Wertung ein. Zur Vergabe der Preise wurde von dem Verantwortlichen für die UHU-Wettbewerbe bei der Luftsportjugend eine Vorauswahl getroffen, die dann bei einer Tagung entsprechend vorgestellt und vom Tagungs-Gremium dann endgültig bewertet wurden. Als Preise wurden bis 1982 nur Sachpreise und ab 1983 wurde als erster Preis ein Platz bei einem 18-tägigen Segelfluglehrgang auf dem Flugplatz der Luftsportjugend in Bottenhorn, und für die 2. und 3. Plätze Modellbaumaterial, gemäß der Auslobung, vergeben. Im Regelfall wurde jedoch noch an die 4.und 5. Platzierte ebenfalls Modellbaumaterial, als Sonderpreise, überreicht.

In einigen Landesverbänden des DAeC wurden offizielle Landesmeisterschaften ausgeflogen, und deren Sieger wurden dann zur Bundesausscheidung im kommenden Jahr,  nach Hirzenhain eingeladen. Zur Bundesausscheidung, die auf dem Flugplatz in Hirzenhain ausgetragen wurde, waren insgesamt 30 Jugendliche eingeladen. Dies waren die jeweils Landesbesten und je nach Anzahl der UHU-Wettbewerbe in dem Landesverband wurden weitere Jugendliche, gestaffelt nach den eingereichten Wettbewerbsergebnissen, eingeladen. Die Kosten für Anreise und Unterkunft wurden von der Luftsportjugend getragen. Untergebracht waren die Jugendlichen im Haus der Luftsportjugend auf der ehemaligen Grube „Amalie“ in Hirzenhain. Die Bundesausscheidung lief in einem fast immer gleichen Prozedere ab. Am Freitag war Anreise. Am Abend Begrüßung und Kennenlernen der Teilnehmer. Am Samstag stand dann der Wettbewerb auf dem Programm. Dann war ein gemütlicher Abend am Lagerfeuer, mit Grillen, angesagt. Am Sonntag stand dann ein Ausflug in die Umgebung, mit dem Bus an. Die Ziele waren immer unterschiedlich, entweder die Dillenburg, oder der Frankfurter Flughafen oder Schloss Braunfels oder ein Bergwerk oder zur römischen Saalburg auch der Hessenpark, wie auch andere Sehenswürdigkeiten waren bereits Ziel des Ausfluges, der nach dem Frühstück begann, ein Mittagessen in einem Speiselokal eingenommen wurde und mit dem Kaffeetrinken in einem Ausflugslokal endete. Nach der Wiederankunft auf der „Amalie“ war am Abend die Siegerehrung angesagt, wobei die Teilnehmer jeweils eine Funkfernsteuerung und die ersten 5 noch zusätzlich gestaffelte Preise überreicht bekamen. Jeder Teilnehmer bekam eine Urkunde mit seiner erbrachten Flugleistung und seiner Platzierung und die ersten 3 bekamen noch entsprechende Medaillen in Bronce, Silber und Gold. Die Gruppe, welche den Bundessieger entsandte erhielt noch einen Platz für einem 18-tägigen Segelfluglehrgang in Hirzenhain, wobei dieser Lehrgang, im Regelfall von dem Sieger selbst belegt wurde.. An Pfingstmontag wurde nach dem Frühstück die Heimreise angetreten. Nachdem 1983 das Modello "RC-UHU" und 1988 der "Elektro-UHU" auf den Markt kam wurden 1990 ein zeitgleicher Wettbewerb für alle 3 Modelle, der UHU-Cup in´s Leben gerufen und die Bundesausscheidung "Kleiner UHU" entfiel.




 Medaillen für die Bundessieger in Bronce, Silber und Gold bis 1969 ohne Band.




Medaillen für die Bundessieger ab1970, zum 15 jährigen Jubiläum, mit Band.


Urkunde der Bundesausscheidung 1985.



Die nachfolgenden Gedanken über das Modell "Der kleine UHU" waren Grundlage zu einem Artikel in der Fachzeitschrift für Freiflieger, der "Thermiksense" Heft 1/2015, Seiten 15 und 16. Siehe: http://www.thermiksense.de


Zum Schluss noch einige Gedanken über den "kleinen UHU"                  März 2015
 

Für mich war es sehr bedauerlich, dass nach dem Konkurs der Fa. Graupner die Produktion des Flugmodelles „Der kleine UHU“ eingestellt und auch der UHU-Wettbewerb in der ursprünglichen Form nicht mehr durchgeführt wurde. Dies nicht hauptsächlich deshalb, weil der kleine UHU von 1984 von mir konstruiert und am längsten, nämlich 27 Jahre, unverändert hergestellt wurde und selbst den im Jahre 1999, als Nachfolger, herausgekommenen neueren „Kleinen UHU“, mit Jedelsky-Flächen, überlebte, sondern das Modell an sich, war selbst eine Institution, deren Wirkung man für den gesamten Flugsport nicht unterschätzen sollte.
Umso erfreulicher war es für mich, dass 2014 wieder ein Modell „Der kleine UHU“ von der Nachfolgefirma Graupner/SJ auf dem Markt erschien.
 
Ich selbst mache derzeit sehr viele Balsagleiterbauaktionen für Kinder, insbesondere bei Veranstaltungen mit sozialem Charakter, wie bei dem Roland McDonald Haus, dem Schutzengelverein der Polizei oder bei Hilfsorganisationen wie Feuerwehr oder THW. Zu allen diesen Veranstaltungen kommen politische Entscheidungsträger, die bei meinen Bauaktionen mit mir ins Gespräch kommen und im Regelfall mir dann sehr stolz mitteilen, dass sie in ihrer Jugend auch den „kleinen UHU“ gebaut haben. Unter diesen sind selbst Minister oder Regierungsvertretern, die zu diesen Veranstaltungen eingeladen sind und erscheinen und mir über den Bau ihres „Kleinen UHU´s“ stolz berichten. Bei einer größeren Kinder- und Jugendveranstaltung, im Jahre 2013, haben der damalige Innenminister, der Schirmherr der Veranstaltung war, und ich uns ebenfalls längere Zeit über den „kleinen UHU“ unterhalten, der immer Anlass eines Gespräches über den Flugsport ist. Dieser Umstand darf in keinem Fall vernachlässigt werden, da sehr viele Entscheidungsträger in unserem Lande einmal genau dieses Modell gebaut haben und noch heute sich sehr positiv daran erinnern. Der „Kleine UHU“ hat in den fast 60 Jahren (Jubiläum im Jahre 2016) seines Bestehens bald 3 Generationen mitgeprägt und, meiner Ansicht nach, sehr viel Positives für den gesamten Flugsport bewirkt. Mir sind selbst absolut „Grüne“ bekannt, die auf den „kleinen UHU“ angesprochen doch etwas von ihrer geäußerten Einstellung, lediglich pro Natur, abweichen, da sie dieses Modell in sehr guter Erinnerung haben und ihre Freude über Bauen und Fliegen nicht verhehlen können.
Genau dieses Image des „Kleinen UHU´s“, mit dem zugehörigen Wettbewerb, wäre ein herber Verlust für den gesamten Flugsport gewesen, der sich erst in einigen Jahren, wenn die jetzige Generation das Sagen hat, die absolut noch nie etwas mit dem Fliegen zu tun hatte und dann gegen den Flugsport Entscheidungen fällt, bemerkbar machen würde. Dem Flugsport würde eine extrem starke Lobby verloren gehen.
 
Bei den Balsagleiterbauaktionen führe ich des Öfteren auch kleine Flugmodellausstellungen durch. Hierbei muss ich immer wieder feststellen, dass meine fast utopisch anmutenden Experimentalmodelle bewundert werden, aber das größte Interesse erwecke ich immer mit dem Modell „Der kleinen UHU“, wobei Besucher mir bisher bei jeder Ausstellung, mit strahlendem Gesicht, sagten, dass sie dieses Modell auch einmal gebaut hätten.
 
Was diese selbst gebauten Balsagleiter bei den Kindern und Jugendlichen bewirken, sehe ich immer bei dem Bau dieser kleinen Gleiter. Wenn ich die Kinder, fertige, ausgestanzte Flieger nur zusammenkleben lasse, ist keinerlei emotionale Bindung zu dem Modell vorhanden. Sollte das Modell, nach Klebertrocknung, abhanden gekommen sein, ist das überhaupt nicht schlimm und das Kind nimmt ein anderes Modell, das Modell ist austauschbar. Sind jedoch an dem Balsagleiter von dem Kind einige Arbeiten, wie Schneiden oder Schleifen selbst durchgeführt worden, identifiziert sich dieses sofort mit dem Modell, es ist sein Modell, unverwechselbar mit den übrigen Modellen und wenn dieses Modell, bedingt durch irgend eine Verwechselung, nicht mehr vorhanden sein sollte, dann fließen Tränen und im Regelfall will das Kind kein Ersatzmodell sondern will entweder keines mehr haben oder baut sich wieder ein neues Modell. Ich vergleiche dies immer mit der Rose des „Kleinen Prinzen“ von Saint Exupéry, die, obwohl tausende gleiche Rosen vorhanden sind, für ihn die schönste und einmaligste ist, weil er sie selbst pflegte.
Genau dieses, für mich immer wiederkehrende Verhalten der Kinder, kann ich auf die heutigen Fertigmodelle übersetzen. Dieses fliegt ein Jugendlicher, aber bereits nach einigen Jahren kann er sich noch nicht einmal mehr an den Namen des Modelles erinnern, er weiß nur noch, dass er einmal ein Flugmodell geflogen hat, sonst nichts mehr. Hat er aber an dem Modell einiges selbst machen müssen, ist es sein Modell, unverwechselbar mit anderen gleichen Modellen und durch diese Arbeiten ist er mit dem Modell verwachsen. So lohnt sich für dieses Modell, bei Beschädigungen, fast immer eine Reparatur, damit „sein Modell“ wieder fliegen kann. Bei Fertigmodellen ist es egal, wenn das Modell defekt ist, muss halt ein Neues her, „ex and hopp“.
 
Der „Kleine UHU“ ist vom Baufortschritt so bemessen, dass in einer Gruppe keine Langeweile durch zu lange, eintönige Arbeiten aufkommen konnte, aber für den Gruppenleiter, durch Trockenphasen, noch Zeit bleibt, um Erläuterungen, wie z.B. Materialkunde oder Flugphysik, an Hand des Modelles, zu geben. Bedingt durch die relativ kurze Bauzeit ist für die Jugendlichen in einer angemessenen Zeit ein Erfolgserlebnis gegeben. Und die Erbauer sind sehr stolz auf ihre Leistung, was ihr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl enorm steigert.
Auch beim Fliegen zeigt sich das Modell als relativ robust, mit guten Flugeigenschaften, es ist ein Einstiegsmodell, nicht nur in den Modellflug sondern in den gesamten Bereich des Flugsportes. Wenn ich heute auf Flugplätze, für manntragende Flugzeuge, gehe und mit den Piloten ins Gespräch komme, berichten mir sehr viele, dass sie mit dem Modell „Der kleine UHU“ angefangen und hierdurch erst den Geschmack am Fliegen erhalten hätten. Das gleiche gilt natürlich auch auf den Modellflugplätzen. Auch hier ist fast niemand, der nicht mit dem „Kleinen UHU“ begonnen hätte, so dass man sagen kann, dass es der Einstieg in den höherwertigen Modellflugsport ist. Genau dies hat auch der frühere Präsident und dann Ehrenpräsident des DAeC und vielfacher Autor von Fliegerbüchern, Georg Brütting, immer wieder betont und auch in Annoncen für den „kleinen UHU“ publiziert: „UHU Wettbewerbe, das Nachwuchsreservoir für den Flugsport“
 
Es wurden viele Versuche von Firmen unternommen ein Anfängermodell heraus zu bringen, das eine gleiche Popularität wie der des „kleinen UHU“ haben sollte, aber alle diesbezüglichen Versuche scheiterten. Dem Image des „“kleinen UHU“ war einfach nicht beizukommen. Zurückzuführen ist dies sicherlich auch auf die geschickt durchgeführten Werbekampagnen der Firmen Graupner und UHU, unter Mithilfe der Luftsportjugend des DAeC, bereits zur Einführung des Modelles in den 50iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit den gut gestalteten Urkunden, Plaketten und reichlichen Gewinnen sowie Plakataktionen. Sicherlich wurde bei der Werbung etwas mit der Zahl der Wettbewerbsteilnehmer übertrieben, wobei die Zahl von einigen 10.000 Teilnehmern doch etwas zu hoch scheint, jedoch waren in den 80iger Jahren zwischen 400 und 600 Wettbewerbe pro Jahr bei der Luftsportjugend gemeldet und wenn man von durchschnittlich 15 Piloten ausgeht, so kommen schon 6.000 bis 9.000 Wettbewerbsteilnehmer zusammen, was doch eine ansehnliche Zahl ist. Ein entscheidender Auftrieb der Teilnehmerzahlen ergab die Reduzierung der Leinenlänge auf 25 m und der Maximalzeit auf 60 Sekunden. Durch diese Maßnahme ging die Teilnehmerzahl auf fast das 1,5-fache der vorherigen Jahre hoch, da hierdurch wesentlich mehr Fluggelände zur Verfügung standen, welches insbesondere den nicht den Aero-Club´s angehörige, freie Jugendgruppen, zugutegekommen ist. Durch diese Verringerung der max. Flugzeit erfolgte auch eine wesentliche körperliche Entlastung der jugendlichen Teilnehmer, so wurde die erforderliche Rückholstrecke auf die Hälfte verringer, was früher, bei etwa 4m/s Windgeschwindigkeit, bei ca.500 m lag, wird nun auf 250 m reduziert, wodurch das Modell innerhalb von 5 min. zurückgeholt werden kann. Auch ist bei 500 m Entfernung, im Regelfall, keine Sichtverbindung zu dem Modell mehr gegeben, so dass es mühevoll gesucht werden muss, was die Jugendlichen oft überfordert und den Einsatz eines Betreuers notwendig macht. Bei einer Entfernung von 250 m ist meist eine Sichtverbindung gegeben. Hierdurch ist auch die Durchführungszeit der Wettbewerbe wesentlich kürzer, so dass eine Jugendgruppe an einem Nachmittag, innerhalb von 3 Stunden, bei 10 Teilnehmern, den Wettbewerb, mit 5 Durchgängen, ausführen kann.
 
Ein spürbarer Einschnitt bei der Teilnehmerzahl ergab die Gesetzgebung, dass auch für das Fliegen mit dem „Kleinen UHU“ eine Halterhaftpflichtversicherung abgeschlossen werden muss, da es sich auch bei diesem Modell um ein Luftfahrzeug handelt, was für freie Jugendgruppen und für Schulen finanziell nicht zu stemmen ist.
 
In vielen Vereinen wurden parallel zu den Jugendwettbewerben auch Seniorenwettbewerbe mit dem Modell „Der kleine UHU“ durchgeführt, wobei die Wettbewerbsbestimmen der Jugendlichen auch dort analog galten. Bei diesen Wettbewerben wäre es nicht der erste Vater, der dann so viel Spaß am Modellfliegen bekam, dass er gleich zusammen mit seinen Nachwuchs tiefer in die Materie eindrang und ebenfalls dem Modellflug verfiel.
 
Was für mich immer wieder unverständlich war und auch heute noch ist, ist die Tatsache, dass einige Leistungspiloten, insbesondere im Freiflugbereich, sich nicht mit dem „Kleinen UHU“ identifizieren konnten, obwohl einige von ihnen selbst genau mit diesem Modell ihre ersten Schritte im Modellflugsport unternahmen. Heute ist das Modell im Freiflug jedoch so etabliert, dass selbst im DHP-Pokal diese Klasse mit der Bezeichnung DHP-UHU (Neu: DHP-25) enthalten ist. Auch die von den Senioren in der DHP-UHU-Klasse erflogenen Werte gehen mit DHP-S in die Wertung ein.
 
Nach einer Uhu-losen Zeit von fast 2 Jahren hat nun die Nachfolgefirma, die Fa. Graupner/SJ, im vergangenen Jahr wieder einen neuen „Kleinen UHU“ auf den Markt gebracht. Laut Katalog hat dieses Modell eine Spannweite von 1010 mm, bei 17 dm² Flächeninhalt und ein Fluggewicht von 300 Gramm, was einer Flächenbelastung von 17,65 g/dm² entspricht. Die Jedelsky-Flächen haben ein modifiziertes EJ 85 Profil und eine einfache V-Form. Das Modell hat keine Thermikbremse und das Seitenruder ist lediglich fest einstellbar, nicht über die Hochstarteinrichtung gesteuert. Auch ist keine Feinjustierung des Höhenleitwerkes zur Veränderung der EWD über eine Stellschraube vorhanden.
Der technische Stand dieses Modelles ist somit vergleichbar mit dem des „Kleinen UHU“ von 1964, welches, als das neue Modell 1967 auf den Markt kam, unter dem Namen „Sonny“ weiter vertrieben wurde. Das Modell von 1964 hatte jedoch Rippenflächen und der neue „Kleine UHU“ hat demgegenüber Jedelsky-Flächen. Das erste Modell von 1956 hatte, im Gegensatz zu dem jetzt neu herausgekommenen Modell, kein verstellbares Seitenruder.
Sollten die alten Baubestimmungen noch Geltung haben, dass das gesamte Material des Baukastens verwendet und auch entsprechend modifiziert werden kann aber auch Teile weggelassen werden können, aber kein weiteres, zusätzliches Material verwendet werden darf, ist somit auch der Umbau auf Thermikbremse und gesteuertes Seitenruder nicht möglich. Sollte dies jedoch möglich sein, ist die erforderliche Arbeit zum Einbau von Thermikbremse und gesteuertem Seitenruder sehr aufwändig und würde das Fluggewicht erhöhen.
Auch liegt der Preis mit 49,99 € etwas niedriger als bei dem Vorgängermodell.
Die Artikel Nr. des neuen Modelles ist: 4300.
 
Ob dieses neue Modell an die Popularität der bisherigen Modelle anknüpfen kann, werden die kommenden Jahre zeigen. Ich selbst hoffe, dass der Mythos „kleiner UHU“ noch viele Jahrzehnte weiter leben wird.
 
  
 
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